Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 14 - 06.10.2011

Energiewende: So könnte es gehen

Uwe Polkaehn besucht Holcim

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von links: Torsten Krohn, Uwe Barkmann, Morten Holpert, Dr. Susanne Uhl, Uwe Polkaehn

Der Atomausstieg ist beschlossene Sache – für den DGB Nord ist die spannende Frage, wie  nun die Energiewende mit dem Ausbau erneuerbarer Energien gestaltet werden kann. Dabei ist auch interessant, wie die Unternehmen in Norddeutschland sich den neuen Herausforderungen stellen. Ein besonders positives Beispiel fand der DGB-Vorsitzende Uwe Polkaehn beim Zementhersteller Holcim im schleswig-holsteinischen Lägerdorf. Auf Initiative des Holcim-Betriebsrates Uwe Barkmann waren Uwe Polkaehn und die DGB-Geschäftsführerin Dr. Susanne Uhl zu einer Werkbesichtigung eingeladen.

Der größte Baustoffhersteller Norddeutschlands produziert mit rund 300 hochqualifizierten Beschäftigten und ständig verbesserter Technologie 16 verschiedene Sorten Zement. Große Kreidevorkommen in Lägerdorf machen das möglich und sichern den Standort in der Region. Die Firma Holcim ist mit Umweltpreisen ausgezeichnet worden und arbeitet mit zertifizierten Managementsystemen für Umwelt, Qualität, Energie und Arbeitsschutz. „Ökologie und Ökonomie sind bei uns nie ein Widerspruch gewesen“, sagt Werksleiter Morten Holpert. Durch moderne Ofentechnologie konnten bereits natürliche Roh- und Brennstoffe durch Sekundärstoffe ersetzt werden. Umweltschutz, Ressourcenschonung und der Einsatz regenerativer Energien gehören zur Firmenphilosophie. Im internen Ranking des Holcim-Konzerns nimmt der Standort Lägerdorf in diesen Kategorien eine Spitzenposition ein.

Mit einem Modellprojekt soll jetzt ein Pumpspeicherkraftwerk in Zusammenarbeit mit dem Energiekonzern E.ON entstehen. Und das funktioniert so: nach dem Ende des Kreideabbaus werden die beiden großen Kreidegruben Saturn und Schinkel mit einem unterirdischen Stollen verbunden. Durch das natürliche Gefälle fließt Wasser vom Oberbecken ins Unterbecken und treibt Turbinen zur Stromgewinnung an. Gibt es einen Stromüberschuss, wird das Wasser in das obere Becken zurückgepumpt. „Das Projekt befindet sich in der Prüfphase, die ersten Ergebnisse erwarten wir demnächst aus der Machbarkeitsstudie“, erläutert Torsten Krohn, leitender Ingenieur für Arbeits- und Umweltschutz bei Holcim. Außerdem rechnet er mit einem finanziellen Zuschuss aus der „Förderinitiative Energiespeicher“.

Für DGB-Chef Uwe Polkaehn sind die Entwicklung und der Einsatz dieser Speichertechnologie eine intelligente Lösung für die Nutzung der Kreidegruben. „Das Pumpspeicherkraftwerk ist ein Leuchtturmprojekt auf dem Weg zur sicheren und zuverlässigen Nutzung der erneuerbaren Energien in Schleswig-Holstein“. Es verbinde betriebswirtschaftliche mit ökologischen Vorzügen und zeige, dass die Energiewende für Wirtschaft und Arbeitsplätze positiv gestaltet werden könne.

Neben dem geplanten Pumpspeicherkraftwerk hat Holcim ein weiteres Projekt in Planung und investiert in erneuerbare Energien. Ein Windpark soll die eigene Energieversorgung für den Betrieb und die umliegenden Gemeinden vorantreiben. In windstarken Zeiten kann der Strom dann auch für die Zementproduktion oder das Pumpspeicherkraftwerk eingesetzt werden. „Wir haben eine eigene Firma für den Windpark gegründet, die Gewerbesteuer an die Gemeinden zahlt“, erläutert Morten Holpert. Für ihn sei dabei auch wichtig, die Planung transparent zu machen und offen zu legen. Ein Gutachten, das die Konflikte abwägt, wurde in den Umweltausschüssen der umliegenden Gemeinden bereits vorgestellt.

Der DGB-Vorsitzende Uwe Polkaehn hofft auf eine Verwirklichung der beiden innovativen Projekte. „Denn die Verbindung von Pumpspeicherkraftwerk und Windenergie ist ein entscheidender ökologischer und zukunftsweisender Faktor“, so Polkaehn. Er erwartet von der Landesregierung engagierte Förderung und Unterstützung, auch im Genehmigungsverfahren. Denn bisher fehlen nach seiner Auffassung Konzepte aus Kiel, wie die Energiewende nach Fukushima umgesetzt werden kann.

 


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