Deutscher Gewerkschaftsbund

PM - 16.01.2017

Flensburg: 2007 Menschen trotz Arbeit auf Hartz IV angewiesen

In Flensburg sind im vergangenen Jahr 2.007 Menschen trotz Arbeit auf Hartz IV angewiesen, 228 von ihnen arbeiten sogar in Vollzeit. Eine große Zahl der Aufstockenden, 657 Beschäftigte ist in Teilzeit tätig und 752 arbeiten in einem Minijob.

„Dass so viele Menschen in unserer Stadt von ihrer Arbeit nicht leben können, ist deprimierend“, erklärt der Vorsitzende des DGB-Stadtverbandes, Joachim Sopha. Ein besonderes Problem sind für ihn die Minijobs. Sie sind keine Brücke in reguläre Beschäftigung, sondern ein Armutsrisiko, weil sie keine oder nur geringe Ansprüche in der Kranken- und Rentenversicherung erwerben.“ Außerdem haben Studien, unter anderem des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ergeben, dass den Beschäftigten im Minijob Rechte vorenthalten werden. „Sie bekommen oft keinen Urlaub, keine Lohnfortzahlung bei Krankheit oder an Feiertagen und sie werden in der Regel niedriger bezahlt als reguläre ArbeitnehmerInnen“, kritisiert Joachim Sopha.

„Es ist deshalb sinnvoll, wenn die Jobcenter sich für die Beschäftigten im Leistungsbezug engagieren“, erklärt Sopha: „Wer sich in einer beruflichen Einbahnstraße befindet, braucht mehr Unterstützung.“ Dazu sind Angebote der aktiven Arbeitsmarktpolitik wichtig, und Angebote einer beruflichen Qualifizierung müssten weiter voran gebracht werden. Wissenschaftliche Studien bestätigen regelmäßig, dass viele Menschen in Minijobs gerne mehr arbeiten würden. Für Joachim Sopha ist deshalb klar: Unser Ziel ist es, mehr Minijobs in sozialversicherte Arbeit umzuwandeln“.

Aber auch Land und Kommune sieht Joachim Sopha in der Verantwortung: „Weit über die Hälfte der geringfügig Beschäftigten, die bundesweit aufstocken müssen, sind Frauen. Viele von ihnen leisten Familien- und Pflegearbeit, so dass sie nur eine begrenzte Anzahl von Stunden arbeiten können. Deshalb müssen wir die Infrastruktur ausbauen, damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf leichter zu meistern ist.“

Zwar ist bundesweit die Zahl der Aufstockenden in den letzten zwölf Monaten geringfügig um rund 50.000 gesunken, aber mit fast 1,2 Millionen Betroffenen immer noch sehr hoch. Zum Jahresbeginn 2015 wurden 100.000 Minijobs in sozialversicherte Beschäftigung umgewandelt. „Das geht auf das Konto des Mindestlohns“, weiß Joachim Sopha. „Der Mindestlohn wirkt, allen Unkenrufen zum Trotz. Aber auch unser Jobcenter ist in der Pflicht, sich um die Aufstockenden zu kümmern. Arbeit muss vor Armut schützen und da gibt es noch einiges zu tun.“

 

 

 

Anmerkung:

Die kleine Unstimmigkeit in der Quersumme ergibt sich daraus, dass einige der Selbständigen nebenher noch einen Teilzeitjob haben, aber nur einmal gezählt werden.

Ohne Angabe heißt, die Menschen sind zwar in Arbeit, haben zu ihrer Arbeitsform aber keine Angabe gemacht.


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