Deutscher Gewerkschaftsbund

PM - 11.06.2010

DGB-Gewerkschaften wollen faire Tarife für die Leiharbeitsbranche

DGB-Gewerkschaften wollen faire Tarife für die Leiharbeitsbranche"Gleiche Arbeit - gleiches Geld" - die DGB-Gewerkschaften gehen in die nächste Runde ihrer Kampagne gegen Leiharbeit. DGB-Regionsvorsitzender Helmut Hartmann konnte mehr als 80 Betriebs- und Personalräte aus der DGB-Region Schleswig-Holstein Nordwest in Flensburg begrüßen.

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Seit 2003 ist die Zahl der Leiharbeitnehmer von 300.000 auf 800.000 gestiegen, also schon lange keine Randerscheinung mehr. "Der Klebe-Effekt, den die Politik sich versprochen hat, ist nie eingetreten", erläuterte Helga Schwitzer vom IG Metall-Vorstand, nur 7 % konnten dauerhafte Beschäftigung in Entleihbetrieben finden". Leiharbeitnehmer bekommen nach wie vor weniger Lohn, ihre Arbeitsbedingungen sind schlechter und sie werden in der Krise als erste entlassen. Alarmierend ist für die Gewerkschaften dass der Anteil der jungen Menschen in der Leiharbeit ständig zunimmt. "Es ist ein Skandal, dass Betriebe ihre eigenen Auszubildenden nicht übernehmen, dafür aber Leiharbeitnehmer einstellen", kritisiert Helga Schwitzer.

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Die DGB-Gewerkschaften weiten ihre Kampagne gegen Leiharbeit deshalb aus. Einer Umfrage der IG Metall zufolge befürchten 85 % der Arbeitnehmer, dass Leiharbeit zu Lohndumping führt und reguläre Arbeitsplätze verdrängt. Die DGB-Gewerkschaften haben zwar in vielen Betrieben schon Vereinbarungen zu gleichem Lohn für gleiche Arbeit erreicht - einen Strich durch die Rechnung machen aber immer wieder die christlichen Gewerkschaften mit Gefälligkeitstarifen. "Das Landesarbeitsgericht Brandenburg hat dem CGZP die Tariffähigkeit aberkannt, und das ist auch gut so", kommentierte Helga Schwitzer. Nötig sei aber ein neuer rechtlicher Rahmen für faire Arbeitsbedingungen, Absicherung, "Equal Pay" und eine zeitliche Begrenzung der Leiharbeit. Vor allem müsse die entsprechende EU-Richtlinie umgesetzt werden. "Was hier in Deutschland mit Leiharbeitnehmern geschieht ist nicht EU-konform", so Schwitzer.

Michael Schmidt, der das Projekt Leiharbeit bei der IG Metall Küste koordiniert, erläuterte die nächsten Schritte der Kampagne und wies darauf hin, dass es allein in Flensburg 59 Verleihfirmen gibt. Nur neun Firmen seien Mitglied in den Arbeitgeberverbänden, die mit den DGB-Gewerkschaften einen Tarif abgeschlossen haben. Alle Verleiher werden jetzt von der IG Metall aufgefordert, Löhne und Arbeitsbedingungen zu verbessern. "Passiert nichts, werden wir diese Firmen öffentlich an den Pranger stellen", kündigte Michael Schmidt an.

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Auch Pastor Harald Schrader vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt, ging kritisch mit den christlichen Gewerkschaften ins Gericht, sie sind zu arbeitgebernah, sagte er. Vor 55 Jahren habe sich die evangelische Kirche zur Einheitsgewerkschaft, also zum DGB bekannt. "Dieses Bekenntnis sollte wir heute noch einmal festigen, denn wir brauchen heute mehr Solidarität, mehr Gerechtigkeit, mehr Anwaltschaft für Arbeitnehmer - mit einem Wort: mehr DGB!"

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In der Diskussion kamen auch Betroffene zu Wort, die zunächst mit großer Hoffnung in die Leiharbeit gegangen sind. Alle wurden enttäuscht, ein Kollege berichtete, dass er in 24 Monaten bei einer Leiharbeitsfirma nur zweimal eine korrekte Lohnabrechnung bekommen habe. Aufmerksame Teilnehmer der Veranstaltung waren auch Thede Boysen, Bürgermeisterkandidat der SPD in Flensburg, sowie die Landtagsabgeordneten Silke Hinrichsen, SSW, Marion Sellier, SPD und Rasmus Andresen von den Grünen.
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