Deutscher Gewerkschaftsbund

PM - 11.07.2017

Unternehmensleitung kippt Husumer Betriebsratskonzept SENRepair

„Senvion zeigt null soziale Verantwortung und einen fragwürdigen wirtschaftlichen Sachverstand“ so fasst Dr. Susanne Uhl, Geschäftsführerin des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Schleswig-Holstein Nordwest, ihr Unverständnis über die Entscheidung der Senvion-Unternehmensleitung zusammen, die Standortschließung Husums trotz guter und ökonomisch attraktiver Alternativen durchzusetzen.

Im Rahmen der heutigen Beratungsgespräche mit Betriebsräten und IG Metall hatte die Konzernleitung zuvor das Husumer Konzept für ein Reparatur-, Wartungs- und Servicezentrum zurückgewiesen. Das Betriebsratskonzept SENRepair beinhalte gute Ideen, sei aber billiger im Ausland zu verwirklichen, so in etwa die Position der Unternehmensleitung.

„Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit unserem Konzept für ein Senvion Reparatur-, Wartungs- und Servicezentrum in Husum hat gar nicht stattgefunden“, berichten Mathias Wötzel und Michael Wischtukat über das Treffen mit der Senvion-Geschäftsleitung sowie deren Experten in Hamburg.

„Wir haben die einzelnen Komponenten für ein Servicezentrum benannt, Umsatzprognosen und Personalbedarfe aufgeschlüsselt. Alle Daten und Zahlen wurden belastbar überprüft – das Konzept hält allen Nachfragen Stand und hat echte Chancen auf dem Markt“, sagt Michael Wischtukat. Vernünftige Manager hätten an dieser Stelle gesagt: wir rechnen nach, entwickeln eine Strategie und legen dann los. Nicht so die Geschäftsführung von Senvion mit ihren Experten, die schon gucken, ob sie Rotorflügel nicht in China produzieren sollten, weil die dort 200.000 Euro billiger sind als in Portugal.

Zahlenmaterial der Senvion-Geschäftsführung, das den Berechnungen der Betriebsräte entgegengehalten wurde, konnte nicht erläutert oder belegt werden. „Alle unsere Nachfragen dazu blieben unbeantwortet“, sagt Mathias Wötzel. Außerdem wurde deutlich, wie wenig die Management-Experten die Betriebsabläufe in ihrem eigenen Unternehmen kennen. „Da wurde sogar abgestritten, dass wir Getriebereparaturen in Husum durchführen, das machen wir aber seit Jahren schon. Ich bin richtig sauer geworden," sagt Michael Wischtukat, „die wussten ja nicht einmal, wo ihre Anlagen stehen“.

Martin Bitter, Geschäftsführer der IG Metall findet das zynisch. „Die Kollegen haben das ganze angesammelte Wissen der Belegschaft für die Zukunft ihres Unternehmens abgerufen. Und kriegen als Antwort: ja, wir setzen euer Konzept um, aber nicht mit euch, sondern in angrenzenden Nachbarländern. Für Susanne Uhl, DGB-Geschäftsführerin war der Entstehungsprozess des Konzeptes ein Highlight betrieblicher Mitbestimmung. „Und die ist ein maßgebliches Element, wenn wir über Demokratie reden. Hier wurde Mitbestimmung jedoch von der Geschäftsleitung mit Füßen getreten." 

Susanne Uhl: „Das lapidare Abkanzeln eines von allen Seiten anerkannten und gelobten Alternativkonzeptes kann sich eigentlich nur jemand leisten, der in Schleswig-Holstein kein Geschäft mehr machen will. Denn natürlich spielte es bei Kaufentscheidungen in der Vergangenheit eine Rolle, dass Senvion in Nordfriesland und in Schleswig-Holstein verankert ist.“ Das Alternativkonzept des Betriebsrates ist dabei so überzeugend, dass sich in den vergangenen Wochen viele in der Region dafür stark gemacht hatten: der Kreistag, Wirtschaftsminister Meyer, Bürgermeister, der Landrat und zuletzt auch viele Betreiber von Senvion-Windenergieanlagen.

DGB und IG Metall hatten zu einer Veranstaltung ins Handwerkerhaus eingeladen, um über den Stand der Dinge zu berichten. 

 


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