Immer mehr Hetze und Zeitdruck bei der Arbeit und eine viel zu geringe Wertschätzung durch Vorgesetzte: die gute Wirtschaftslage im Handwerk geht leider nicht mit guten Arbeitsbedingungen einher. Das ergab eine Umfrage des DGB Schleswig-Holstein Nordwest unter HandwerkerInnen in der Region.
Hier finden Sie und findet ihr die Auswertung der Handwerks-Umfrage im Detail:
Für Susanne Uhl vom DGB Schleswig-Holstein Nordwest ist das Ergebnis der Handwerks-Umfrage ernüchternd: „Im Handwerk gibt es so viele tolle Berufe. Die Arbeitsbedingungen empfinden viele aber als hoch belastend und stressig. Betriebe, die gute Arbeit ernst nehmen, gehen pfleglich mit den Kräften ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um. Arbeitsdruck und Arbeitshetze, immer mehr in der gleichen Zeit leisten – das macht auf Dauer krank. Auch wenn unsere Umfrage nicht repräsentativ ist – für die Arbeitgeber im Handwerk sollten sie ein Alarmsignal sein, Druck und Zeitstress zu verringern.“
Susanne Welzk, Branchensekretärin bei der IG Bauen, Agrar, Umwelt zeigt auf, wie das gehen könnte: "Die IG BAU hat gerade mit dem Innungsverband Regeln gegen Leistungsverdichtung und für einen besseren Arbeits- und Gesundheitsschutz verabredet. Wir werden dann sehr genau hinschauen, ob unsere KollegInnen gesund bleiben".
Joachim Sopha, Vorsitzender des DGB-Stadtverbandes Flensburg, betont, dass ArbeitnehmerInnen ihre Arbeit in guter Qualität abliefern wollen, das müsse man ihnen aber auch ermöglichen: „Dazu gehört eine ausreichende Personalkapazität, nachvollziehbare Arbeitsabläufe und Mitsprache. Davon sind viele Betriebe im Handwerk noch weit entfernt. Wenn dreiviertel der Beschäftigten im Handwerk regelmäßig Überstunden machen, läuft doch bei der Personalplanung etwas falsch“.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Wertschätzung verdient. Susanne Uhl: „Der ein oder andere Arbeitgeber scheint zu glauben, mit einem gelegentlichen „Guten Morgen“ sei der Wertschätzung genüge getan. Das ist es natürlich nicht. Wenn Aufgaben, für die sich MitarbeiterInnen verantwortlich fühlen, nicht erfüllt werden können, weil viel zu wenig Personal und Zeit da ist, wenn selbstständiges Arbeiten nicht wertgeschätzt wird, dann ist das Problem deutlich größer. Transparente Arbeitsabläufe, Mitsprache bei Dienstplänen, und Tarifverträge, die gegen immer weitere Arbeitsverdichtung wirken – darum geht es in einem nächsten Schritt.“
Jeder achte Erwerbstätige und jeder vierte aller Auszubildenden arbeiten im Handwerk! Damit ist das Handwerk einer der zentralen Wirtschafts- und Arbeitsbereiche in Deutschland.
Eine bundesweite Umfrage hat gezeigt, dass sich mehr als 80% aller Handwerksbeschäftigten in hohem oder sehr hohem Maße mit ihrem Beruf identifizieren. Allerdings: Mit ihren Arbeitsbedingungen sind die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Handwerk deswegen keineswegs einverstanden.
Wie sieht das Bild in unserer Region aus? Wo liegen in den Augen der Beschäftigten die dringendsten Probleme und wie ist Abhilfe zu schaffen? Dem möchten die Gewerkschaften im DGB Schleswig-Holstein Nordwest in eine Umfrage nachgehen - ihr findet sie unter https://sh-nordwest.dgb.de/umfrage-handwerk
Zu vielen Fragen rund um das Thema Gute Arbeit im Handwerk hat der DGB in den letzten Monaten Forderungen entwickelt und Informationen zusammengestellt:
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