von links nach rechts: Dr. Wernicke, Stadtwerke Flensburg mit Pressesprecher Peer Holdensen, Florian Matz, Mieterverein Flensburg, Tom Yanneck, Verbraucherschutz SH DGB
Die steigenden Verbraucherpreise und Energiekosten sind für viele Menschen bis weit in die Mitte der Gesellschaft und für viele Unternehmen nicht mehr zu tragen. Die von Putin gestoppten Gaslieferungen und die aus dem russischen Angriffskrieg resultierenden Sanktionen treffen auch die Menschen und die Wirtschaft in Deutschland. Die Angst vor einer kalten Wohnung, Arbeitslosigkeit und sozialem Absturz wächst. Die Energiekrise hat sich längst zur sozialen Krise entwickelt. Wir haben deshalb mit Expert*innen darüber gesprochen, was uns zukünftig erwartet, was wir selbst aktiv tun können um Energie zu sparen und an wen wir uns wenden können wenn wir als Mieter Hilfe brauchen.
Die Prognose zur Versorgung von Flensburg und Umland beschreibt Herr Dr. Wernicke, Geschäftsführer der Stadtwerke Flensburg, wie folgt:
Er berichtet über die aktuelle Versorgungsituation durch die Stadtwerke Flensburg. Hier sind keine Engpässe in der Strom- wie Gasversorgung und durch Fernwärme zu erwarten. Bei Stromengpässen kauft man Strom aus Dänemark. Die Ursache für die immensen Kostensteigerungen liegt im Ukraine Krieg aber auch in der Co2 Bepreisung, die von 0,15 Cent auf 100 Cent je Kilowattstunde netto gestiegen ist. Auf die Kritik, dass sich die Stadtwerke von vielen Kunden getrennt haben, die nicht in ihrem Versorgungsgebiet wohnen, antwortet Herr Wernicke, dass das ein notwendiger Schritt war, um die Versorgungssicherheit zu garantieren und die Stadtwerke nicht in eine Schieflage zu bringen. Auf Dauer sollen die Kohlekessel außer Betrieb genommen werden. In Zukunft will man den Gasbezug aus Schleswig-Holstein sichern und sich von der Steinkohle verabschieden, doch zur Zeit hat die Steinkohle die Versorgung gesichert und es ist wie ein Schritt zur Seite gewesen, um dann wieder Tritt zu fassen. Für die Zukunft ist die Versorgung durch eine Großwärmepumpe geplant.
Die Erhöhung der Preise sind schwer zu verkraften, doch durch die Gas-, Fernwärme- und Strompreisbremse für 80% des Verbrauchs, die Senkung der Mehrwertsteuer, wird die Erhöhung abgepuffert. Für Strom entfällt die EEG-Umlage jedoch bleibt bis jetzt die Mehrwertsteuer bei 19 Prozent.
Bisher sind von den Stadtwerken keine Sperrandrohungen nötig gewesen, heißt, noch können die Verbraucher ihre Rechnungen zahlen. Außerdem wurde von den Stadtwerken eine Summe von 500.000,00 Euro als Härtefallfonds an die Diakonie gespendet.
Tom Janneck von der Verbraucherzentrale SH gibt Tipps über Einsparpotenziale beim Energieverbrauch:
70% der Energie wird für die Wärmeversorgung benötigt. 1 Grad Absenkung der Heiztemperatur bedeutet 6% Ersparnis im Verbrauch. Die Türen im Haus sollten geschlossen sein und bei kalter Luft ist Stoßlüften am effektivsten. Es helfen Dämmmaßnahmen, die Heizung und alte Fenster zu erneuern, hierfür stehen Fördergelder bereit, die aber auch schon einmal üppiger waren. Empfohlen wird vorab sich einen Energieberater ins Haus zu holen, um festzustellen welche Maßnahmen sich lohnen. Die Energieberatung kann man über die Verbraucherzentrale erhalten. In Zukunft sollen für die Energieversorgung 15% der Energie aus erneuerbaren Energien bestehen. Herr Janneck vertritt auch unsere Meinung, dass die finanziellen Hilfen sozial gerechter verteilt werden sollten, so dass sie da ankommen, wo sie wirklich benötigt werden.
Florian Matz vom Mieterverein Flensburg empfielt auch die Energieberatung in Anspruch zu nehmen. Außerdem rät er dazu ohne Scheu oder Scham Wohngeld zu beantragen, es ist kein Makel finanzielle Unterstützung vom Staat anzunehmen. Da Nebenkostenabrechnungen laut Erhebung zu 50% nicht korrekt sind, empfielt er diese unbedingt zu prüfen, oder prüfen zu lassen.
Er fordert mehr bezahlbaren Wohnraum, den Ausbau des kommunalen Wohnungsbaus und einen Mietenspiegel. Auch er wünscht eine gerechtere Verteilung der Hilfen, so dass sie dort ankommen, wo sie am meisten benötigt werden.
Es wurde lebhaft und interaktiv mit dem Publikum diskutiert und wir sind uns einig:
Und natürlich: Nur solidarisch kommen wir durch die Krise!
DGB